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Herbst

Ein ruhiger Tag

Es ist ein ungewöhnlich ruhiger Morgen, eine ungewohnte Stille. Kein Autolärm. Es ist ein geschenkter Tag, ein geschenkter Feiertag*: der „Tag der Deutschen Einheit“, zu Anfang des Oktobers. Es ist noch etwas grau, und feucht, es hatte etwas geregnet - aber es könnte schön werden heute. Von Manfred Bonson

Ein schwarzer Vogel, eine Amsel sitzt auf dem Dachfirst des Hauses gegenüber, eine graue Taube auf dem Dachfirst des Hauses daneben. Sie lieben die höchsten exponierten Stellen, von wo aus sie die Welt überschauen, von keinen Feinden gefährdet - und meditieren. Zwei andere Amseln sitzen auf unserem Zierkirschbaum, und die Kleinere hackt mit ihrem Schnabel nach einer Zierkirsche, die mit einem leichten Knall herunterfällt und unsere Terrasse verfärbt. Und jetzt höre ich doch etwas mehr: Eine Spatzenschar zwitschert irgendwo aus dem grünen Dickicht heraus, unsichtbar für mich.

Also sie leben noch, die Vögel. Monate lang im Sommer hatte ich sie nicht mehr gehört - nach ihrem ausgiebigen Frühlingskonzert - und nicht mehr gesehen.

Ist die Frühlingsbrut nun erwachsen geworden? Oder ist es das Ergebnis des ungewöhnlich langen warmen Sommers, der sie an einen neuen Frühling glauben lässt?

Die Ruhe vor dem Sturm?

Dafür, dass allenthalben die Katastrophe, die Apokalypse an die Wand gemalt wird, sieht es im Garten noch erstaunlich grün aus. Leicht beginnen sich manche Blätter herbstlich gelb und braun zu verfärben. Aber die Zierkirsche im Garten hat tatsächlich schon im Laufe der letzten zwei Monaten die meisten Blätter verloren. Schub für Schub. Wenn sie gelegentlich Wasser, genug Wasser bekam, stoppte sie den Blätterabwurf. Noch lebt sie. Ich sehe von mir aus nichts, aber der Gärtner zeigt mir zwei Birken, die schon jetzt grau und kahl und blätterlos in den Himmel ragen - alle gestorben, wie viele andere, sagt er. Und ein Bauer berichtete mir, dass der Grundwasserspiegel von 4 auf 8 Meter abgefallen wäre. Der letzte Regen hat ihn wieder um einen Meter angehoben. Nicht genug für viele Bäume und Büsche. - Aber was bekommen wir in der Großstadt davon mit? Wir werden versorgt - was wollen wir mehr? Die Klimakrise ist immer woanders und weit weg, weit weg auch in der Zukunft.

Und man macht weiter wie bisher. Der Naturschutzbund Deutschland hat ermittelt, dass pro Jahr durchschnittlich 1.000 Straßenbäume in Hamburg gefällt werden (1). Die privat gefällten Bäume wurden nicht erfasst. Und es wird weiter versiegelt, asphaltiert, überbaut, Schotterflächen ersetzen Grasgärten. Fahrradwege sollen's richten - Alibi für sonstiges Nichtstun.

Und doch hat Corona gezeigt, was der Staat alles tun kann, schnell und energisch - wenn's brennt. Doch wenn die Gefahr auf leisen Schritten kommt, versagt das Gehirn.

Wir mussten uns anders organisieren dank Corona, aber es ging. Viele sind in das Home Office gegangen. Es ging. Es geht. Die Stadt wird entlastet. Ein tägliches Berufspendeln ist für viele nicht mehr nötig. Warum soll die Stadt dann noch dichter werden? Um die Immobilien- und Baubranche zu befriedigen? (2).

Das schöne Lokstedt

In den letzten Tagen übernachteten wir aus familiären Gründen im Hotel Engel an der Niendorfer Straße. Ich war erstaunt, wie viele schöne ruhige Ecken es in diesem Teil Lokstedts, in Richtung Hagendeel, noch gibt. Wer in Lokstedt-West wohnt, wird sich vielleicht manchmal gewundert haben über welche Probleme ich im anderen Teil Lokstedts klage. Ich, im Viertel zwischen Lokstedter Steindamm und Eppendorf aufgewachsen, berührte das Gebiet hinter dem Grandweg nur als Kind auf meinem Weg zur „Volksschule“ Döhrnstraße, mein Schulweg führte mich zum größten Teil noch durch wild-grünes Kleingartengelände. Jetzt fuhr ich mit meiner Frau zur U-Bahnstation Hagendeel: Welch eine Idyll! Absolute Ruhe, grün umrahmt, jede Menge Fahrradständer - für alles ist gesorgt! Warum kann es nicht überall so sein? Es geht also! (3).

An diesem Ort war ich schon einmal, nur ein einziges Mal in meinem Leben: Mit diesem schönen Umfeld, direkt gegenüber, blicke ich auf die Schule „Hinter der Lieth“. Hier gab es für mich einen bedeutsamen Tag vor 65 Jahren. Damals war die Schule gerade frisch gebaut worden und ich wurde dort geprüft, ob ich aufs Gymnasium durfte. Aber ich brauchte nur eine Frage zu beantworten, denn die Antwort gefiel, und ich denke, meine Lehrerin aus der Döhrnstraße, Fräulein Stuckert, hatte mich sicher schon vorher beurteilt (4).

Ein schöner Herbsttag

Jetzt ist das Grau des frühen Morgens gewichen. Die Sonne ist herausgekommen. Und nun sehe ich alles beschienen, glitzernd die Tropfen von der Nacht. Aber es geht zum Herbst hin: Über einige Gärten hinweg erblicke ich den Amber-Baum (5), aus Nordamerika importiert, schon braun gesprenkelt: Ein wunderschöner Anblick, wie ein Kleid aus hell- und dunkelgrünen und rost-, nein rotbraunen Blättern, das sich jetzt graziös im Wind biegt und bewegt... Ein Hauch von „Indian Summer.“

Der Herbst hat seine eigene Schönheit. Nur auf den echten Winter werden wir wohl immer mehr verzichten müssen. Einen Trost habe ich: Meine Tochter will in Tromsø studieren, der nördlichsten Universität der Welt. Ich habe schon geguckt, wie man ohne Flug und Stena Line dort hinkommt: Mit der Bahn von Hamburg nach Frederikstad, mit der Fähre nach Oslo, mit dem Nachtzug bis Bodø - und von dort schlängelt sich der Bus durch die malerische Fjord- und Berglandschaft bis zum Eismeer...

*Anmerkung der Redaktion: Es handelt sich hier um eine Empfindung des Autors: Tatsächlich ist der Tag der Deutschen Einheit kein Geschenk. Dieser Feiertag wurde im Einigungsvertrag von 1990 vom 17. Juni auf den 3. Oktober verlegt.

Anmerkungen:

1. Nabu Hamburg, 06.05.2020. Offiziell sollen zwar als Ersatz Bäume woanders gepflanzt werden, das hat ökologisch aber wenig Sinn und wird wenig kontrolliert.

2. Dichte begünstigt Corona. Die Seuche brach in einer äußerst dicht besiedelten chinesischen Region aus - nachdem der Lebensraum der Wildtiere immer mehr eingeengt worden war. Die Epidemie hatte in Europa und Nordamerika vor allem in den Ballungszentren ihre stärksten Hotspots. In Europa war die Lombardei am stärksten betroffen. In den Metropolregionen spielt auch die Luftverschmutzung durch den Verkehr eine Rolle (FAZ 17.04.20, FAZ Frankfurt 27.05.20). Weltweit ist die meistens verkehrsbedingte Luftverschmutzung ohnehin die größte Pandemie. Sie führt zu weit mehr Todesfällen als Corona. (für Europa: „Dreckige Luft - früher Tod“, SZ 09.09.20. „Immer mehr Autos...“, FR 04.09.20) - Überdies untersuchen Forscher gegenwärtig die Vermutung, dass Afrika u.a. deshalb so relativ wenig Todesfälle habe, weil die Menschen dort sehr viel im Freien leben. Umso mehr Grund für uns, Freiräume nicht zu beseitigen, und nicht jeden Meter zu bebauen - oder für den Verkehr und für Parkplätze zu verwenden.

3. Was alles gehen könnte, wenn man nur wollte, ist inzwischen in vielen Artikeln zum Thema „Verkehrswende“ und „menschenwürdige Stadt“ beschrieben worden. Zuletzt z.B. „Laufen und laufen lassen“, Die Zeit 17.09.20, „Grüne Revoluton“, FR 16.09.20, Die Politik treibt die Menschen ins Auto (FR 17.09.20). „Dichte ist unter Druck geraten“ (FR 19.06.20). Fachleute sind sich einig, dass neue Fahrradwege und Verbesserungen bei Bahn und Bus nur wirklich sinnvoll sind im Rahmen eines Gesamtkonzepts, das „den Raum zwischen Fußgänger, Radfahrer und Auto neu verteilt“ - so dass das Auto nicht mehr die alles dominierende Rolle spielt.

4. Alle sagten damals Fräulein. Früher waren Lehrerinnen meist nicht verheiratet. Volle Berufstätigkeit und Ehe vertrugen sich nach damaligem gesellschaftlichen Verständnis nicht. Meine Frau ist auch Lehrerin in Vollzeit, aber ich habe mich als Autor, der zu Hause arbeitet, um die Kinder und die Hausarbeit kümmern können.

5. Die Heimat des Amber-Baums ist das östliche, südöstliche Nordamerika und Mittelamerika bis nach Honduras. Er gilt als winterresistent, worauf es bei uns nun allerdings nicht mehr so ankommen wird. Vor allem ist er hübsch anzusehen, besonders im Herbst.

Schreiben Sie zu diesem Thema einen Leserbrief!

© Lokstedt-online 24.10.2020, Autor: Manfred Bonson


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